Lagerschaden - Mögliche Ursachen
Verfasst: Do Mär 10, 2022 7:36 pm
Hallo zusammen,
wir hatten uns letztens in der Chatgruppe über meinen Pleuellagerschaden unterhalten und dachten uns, dass ein Eintrag hier im Forum sicherlich hilfreich wäre zwecks nachschlagen etc. Daher das ganze hier in geraffter Form mit weiteren Infos:
Was ist passiert?
Im Rahmen des Ausbeulen meiner Ölwanne schaute ich mir auch gleich die Pleuellagerschalen an, da ich ein Klopfen vom Motor aus dem unterem Bereich hören konnte, genauer gesagt aus dem Bereich von Zylinder 1 und 2 (die beiden Zylinder auf der linken Seite in Fahrtrichtung).
Hier ist das Ergebnis:
Pleuellagerschale von Zylinder 3 kann vernachlässigt werden, das war meine Schuld (wollte nicht gewaltfrei raus). Die Schalen sind entsprechend der Einbauposition zu sehen, sprich die obere Schale auf dem Bild war auch jeweils die obere Schale im eingebauten Zustand. Wie auf dem Bild zu erkennen ist, war das Klopfgeräusch berechtigt und bei Zylinder 1 weist die obere Lagerschale deutliche Abplatzer der Gleitschicht auf.
Und so sah meine Ölwanne aus:
Der Ölansaugstutzen konnte gröbere "Knubbel" filtern
Das Kurbelgehäuse hat auch Dichtmasse abbekommen bei der Montage der Ölwanne bei eingebautem Motor
Mögliche Ursache
Die Ölwanne ist ein Paradebeispiel dafür, wie man es nicht macht. Bei Dichtmasse gilt prinzipiell, so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Andernfalls wird diese bei der Montage der zu dichtenden Teile an den Seiten rausgedrückt und gelangt hier so zum Einen außen an den Motorblock/Ölwanne (was zwar unschön ist aber nicht schlimm) und zum Anderen IN die Ölwanne. Dort kann sie dann unter Umständen in den Ölkreislauf gelangen und die Kanäle und Düsen verstopfen, sodass ein Schaden vorprogrammiert ist. Am Ölansaugstutzen ist zwar ein Sieb befestigt, jedoch können feine "Knubbel" nicht rausgefiltert werden. Bei der Montage unserer Ölwanne kommt bei eingebautem Motor noch ein weiteres Problem hinzu: Man kommt kaum mit der Dichtfläche mit aufgelegter Dichtmasse an dem Kurbelgehäuse vorbei, sodass Dichtmasse (wenn man zu viel nutzt) dort abgestriffen wird. Und auch dort gehört sie nicht hin.
Die Vermutung liegt bei meinem Pleuellagerschaden also nahe, dass Dichtmasse zu Verstopfungen oder reduziertem Durchfluss in einem der Ölkanäle führte und so keine ausreichende Schmierung der Gleitlager möglich war. Eventuell auch gepaart mit altem Öl (mein GT ist eine Art Scheunenfund, Historie und Pflege fragwürdig).
Ich möchte an dieser Stelle auch auf Kapitel 5 Ermüdungsschäden bzw. Seite 52 des Dokumentes "Schäden an Gleitlagern" von MS Motorservice International GmbH (Rheinmetall Automotive) hinweisen. Prinzipiell ein lesenswertes Schriftstück, bei dem auf verschiedene Schadensbilder an Gleitlagern sowie deren Ursachen eingegangen wird. Danke an Marco an dieser Stelle.
Das Dokument findet ihr hier.
Eine weitere Vermutung wäre noch ein Schaden durch keinen oder unzureichenden Potentialausgleich. Dabei ist das Problem folgendes: Die Ölkanäle wirken wie Katalysatoren im Betrieb. Durch fehlende/schlechte Massekabel kann es dann durch eine Art "Stromschlag" kommen. Ist wohl eher selten, aber das Fehlerbild passt dazu. Ich weise darauf hin, dass das nur eine Vermutung ist, ein bekannter Motorenbauer hat mir davon berichtet als er meine Lagerschalen sah. Wenn jemand genaueres dazu weiß, bitte unbedingt hier ergänzen!
Grüße
P
wir hatten uns letztens in der Chatgruppe über meinen Pleuellagerschaden unterhalten und dachten uns, dass ein Eintrag hier im Forum sicherlich hilfreich wäre zwecks nachschlagen etc. Daher das ganze hier in geraffter Form mit weiteren Infos:
Was ist passiert?
Im Rahmen des Ausbeulen meiner Ölwanne schaute ich mir auch gleich die Pleuellagerschalen an, da ich ein Klopfen vom Motor aus dem unterem Bereich hören konnte, genauer gesagt aus dem Bereich von Zylinder 1 und 2 (die beiden Zylinder auf der linken Seite in Fahrtrichtung).
Hier ist das Ergebnis:
Pleuellagerschale von Zylinder 3 kann vernachlässigt werden, das war meine Schuld (wollte nicht gewaltfrei raus). Die Schalen sind entsprechend der Einbauposition zu sehen, sprich die obere Schale auf dem Bild war auch jeweils die obere Schale im eingebauten Zustand. Wie auf dem Bild zu erkennen ist, war das Klopfgeräusch berechtigt und bei Zylinder 1 weist die obere Lagerschale deutliche Abplatzer der Gleitschicht auf.
Und so sah meine Ölwanne aus:
Der Ölansaugstutzen konnte gröbere "Knubbel" filtern
Das Kurbelgehäuse hat auch Dichtmasse abbekommen bei der Montage der Ölwanne bei eingebautem Motor
Mögliche Ursache
Die Ölwanne ist ein Paradebeispiel dafür, wie man es nicht macht. Bei Dichtmasse gilt prinzipiell, so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Andernfalls wird diese bei der Montage der zu dichtenden Teile an den Seiten rausgedrückt und gelangt hier so zum Einen außen an den Motorblock/Ölwanne (was zwar unschön ist aber nicht schlimm) und zum Anderen IN die Ölwanne. Dort kann sie dann unter Umständen in den Ölkreislauf gelangen und die Kanäle und Düsen verstopfen, sodass ein Schaden vorprogrammiert ist. Am Ölansaugstutzen ist zwar ein Sieb befestigt, jedoch können feine "Knubbel" nicht rausgefiltert werden. Bei der Montage unserer Ölwanne kommt bei eingebautem Motor noch ein weiteres Problem hinzu: Man kommt kaum mit der Dichtfläche mit aufgelegter Dichtmasse an dem Kurbelgehäuse vorbei, sodass Dichtmasse (wenn man zu viel nutzt) dort abgestriffen wird. Und auch dort gehört sie nicht hin.
Die Vermutung liegt bei meinem Pleuellagerschaden also nahe, dass Dichtmasse zu Verstopfungen oder reduziertem Durchfluss in einem der Ölkanäle führte und so keine ausreichende Schmierung der Gleitlager möglich war. Eventuell auch gepaart mit altem Öl (mein GT ist eine Art Scheunenfund, Historie und Pflege fragwürdig).
Ich möchte an dieser Stelle auch auf Kapitel 5 Ermüdungsschäden bzw. Seite 52 des Dokumentes "Schäden an Gleitlagern" von MS Motorservice International GmbH (Rheinmetall Automotive) hinweisen. Prinzipiell ein lesenswertes Schriftstück, bei dem auf verschiedene Schadensbilder an Gleitlagern sowie deren Ursachen eingegangen wird. Danke an Marco an dieser Stelle.
Das Dokument findet ihr hier.
Eine weitere Vermutung wäre noch ein Schaden durch keinen oder unzureichenden Potentialausgleich. Dabei ist das Problem folgendes: Die Ölkanäle wirken wie Katalysatoren im Betrieb. Durch fehlende/schlechte Massekabel kann es dann durch eine Art "Stromschlag" kommen. Ist wohl eher selten, aber das Fehlerbild passt dazu. Ich weise darauf hin, dass das nur eine Vermutung ist, ein bekannter Motorenbauer hat mir davon berichtet als er meine Lagerschalen sah. Wenn jemand genaueres dazu weiß, bitte unbedingt hier ergänzen!
Grüße
P